Naturkontakte: Von Menschen und Hirschen
Nicht nur Pflanzen und Tiere wandern wieder ins Ruhrgebiet ein, selbst Menschen tun das – und manche von ihnen können auch mit einer Kamera umgehen. Hier kommt ein kleiner Beitrag von einem dieser Exemplare, von Frank Brehe. Frank lebt im Nordosten Deutschlands, im Raum Müritz.
“Welch ein Timing: Um 11:57 Uhr kam unser Zug in Bottrop an und um 15:00 Uhr sahen wir sieben Hirsche am kleinen Bottroper Sport-Flugplatz majestätisch über das Feld traben. Ich hatte ja schon einiges gehört vom „Wilden Ruhrgebiet“, aber mit solch einer Erscheinung hatte ich nicht gerechnet! Das bislang letzte Mal hatte ich weit entfernt einen Hirsch während der Brunft an meiner heimischen Müritz gesehen. Allerdings nur gesehen, aber nicht fotografiert. Und jetzt das!
Bisher war mein sicheres Revier zum Hirsche fotografieren der Darss an der Ostseeküste. Jetzt würde ich sagen: Fahr ins Ruhrgebiet! Kaum zu glauben…”
Weltweit gibt es mehrere Arten von Edelhirschen. Hier bei uns, am Nordwestrand des Ruhrgebiets sind es die Rothirsche. Tagsüber ruhen sie meist in den kleinen Wäldchen zwischen Kirchhellen, Grafenwald und Hünxe, aber in den frühen Morgen- und späten Abendstunden sind sie oft auf den Wiesen und Feldern zu sehen. Mal sind sie dort einzeln unterwegs, mal in kleinen Gruppen. Dabei überqueren sie nicht selten Straßen und zeigen keine richtige Scheu.
Rothirsche sind hier kein Zufall, denn hier liegt ein spezielles Reservat für sie. Die Tiere zogen früher weite Strecken quer durch die Wälder, Wiesen und Felder. Das gab in den zurückliegenden Jahrzehnten immer mehr Probleme mit Bauern und Förstern. Aber ausrotten wollte man diese schöne und auch für die Jagd relevante Tierart (glücklicherweise) auch nicht. Deswegen leben die Rothirsche heute in extra für sie geschaffene Reservaten mit der sehr formellen Bezeichnung „Rothirsch-Bewirtschaftungsbezirk“. Dort wird ihre Stückzahl von Jägern auf einem „passenden“ Niveau gehalten. Für die rund 12.000 Rothirsche in Nordrhein-Westfalen gibt seit den 90er Jahren zehn solcher Rotwild-Bezirke. Der Bezirk nordwestlich der Stadt Bottrop heißt „Dämmerwald-Herrlichkeit Lembeck“. Sogar eine Wild-Brücke über die A 31 wurde für die Hirsche und weitere Wildtier-Arten wie Reh, Wildschwein, Fuchs und Hase gebaut.
Rothirsche kommen in Europa, Teilen Asiens und in Nordafrika vor, Menschen siedelten sie auch auf dem amerikanischen Doppelkontinent und auf Neuseeland an. Zur Region des heutigen Ruhrgebiets gehören sie also seit Ur-Zeiten. Zur Freude von Einheimischen und Gästen des Ruhrgebiets.
Bilder: Frank Brehe
Text: Frank Brehe und Peter Schütz
Lektorat: Volker Kienast